GFK Seminar in Brasilien
1. Fachkräfteaustausch nach 19 Jahren
Ich war in diesem Sommer für 14 Tage in Sete Lagoas/ Brasilien und durfte dort ein GFK Seminar halten!
Im Rahmen eines Fachkräfteaustauschs mit der Partnerschaftsorganisation „Serpaf“ unserer Gemeinde. Diese Partnerschaft besteht schon seit 19 Jahren. Gegenseitige Besuche gab es schon mehrere, aber zum ersten Mal wurde ein Fachkräfteaustausch initiiert.
Persönliche Entwicklung statt Gewalt
Das Thema „Gewalt“ in Familien, gegen Frauen, und auch Kinderarbeit und Missbrauch treibt die Partnerschaftsorganisation um. Mehrere große Plakate in der Einrichtung künden davon. Serpaf existiert seit 50 Jahren und hat sich von der Unterstützung von Kindern mit einer täglichen warmen Mahlzeit und Hilfe bei den Hausaufgaben weiterentwickelt zu einer modernen Einrichtung. Das Hauptziel besteht darin, Kinder, Jugendliche und Frauen bei ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen.
Empowerment durch Bildung
Es geht um „empowerment“ mit Hilfe von musischer und politischer Bildung. Es gibt
- zwei Theatergruppen,
- eine Tanzgruppe,
- die „jungen Journalisten“,
- die „Bank der Talente“ (ein Programm für Jugendliche, die eine Ausbildung anstreben) und
- verschiedene Frauengruppen,
- in denen Gespräche,
- aber auch Handarbeiten und
- Kochen mit heimischen Produkten sowie
- die Produktion von Naturkosmetik
angeboten werden.
Die Leitung der Einrichtung hat bei dem Fachkräfteaustausch großes Interesse an der „Gewaltfreien Kommunikation“ geäußert. Das für Serpaf viele Erzieherinnen und pädagogische Fachkräfte als freie Mitarbeiterinnen arbeiten, habe ich mit Hilfe einer Deutsch – Brasilianerin in Essen, viel Material ins Portugiesische übersetzt, vor allem, was das Thema GFK mit Kindern betrifft.
Es gab aber auch schon in Deutschland übersetztes Material wie: eine Bedürfnisliste auf Portugiesisch, eine „Übersetzung“ von Bedürfnissen in eine kindgemäße portugiesische Sprache und die 4 Schritte der GFK auf Portugiesisch.
Das GFK Seminar konnte mit Hilfe einer hervorragenden deutschen Dolmetscherin problemlos durchgeführt werden. GFK war für die meisten Kursteilnehmerinnen ein völlig neuer Zugang, den sie als sehr spannend und inspirierend empfanden.
Mein Einstieg in die Gewaltfreie Kommunikation war inspiriert von Hugo A. Roele, Enschede, NL:
Sie haben die Chance Hugo auf unserem nächsten Seminar persönlich kennenzulernen. Hier klicken für Infos!
Alle Bedürfnisbegriffe lagen in deutscher und portugiesischer Sprache auf dem Boden, und alle wurden gebeten, umherzugehen und einen Begriff, der sie/ihn besonders ansprach , auszuwählen und sich 2 Minuten mit einer anderen Person darüber auszutauschen, was sie/ihn dabei so berührte. Mit diesem Einstieg sind alle Teilnehmer im Grunde sofort im Kontakt mit dem Zentrum der GFK – den Bedürfnissen.
GFK Seminar, die Übungen
Im Anschluss an die Einführung in die GFK wurden zwei Übungen angeregt, die sehr positiv und lebendig aufgenommen wurden.
- Gefühle wahrnehmen ohne Interpretation:
Die Teilnehmer stellen sich in zwei Reihen hintereinander auf, der jeweils letzten Person in beiden Reihen wird pantomimisch ein Gefühl demonstriert, das sie pantomimisch an den Vordermann weitergibt, usw. Die vorderste Person jeder Reihe muss sagen, welches Gefühl sie gesehen hat. Ergebnis: es war sehr lustig festzustellen, dass „Anfang“ und „Ende“ oft nicht mehr viel gemeinsam hatten, eben weil bei der Wahrnehmung doch oft zugleich interpretiert wird. Solche „Lernergebnisse“ machen Spaß, weil sie auf humorvolle Art uns unsere menschlichen Begrenzungen vor Augen führen. - Zur Unterscheidung von „Bedürfnis“ und „Strategie“ wurde folgende Übung durchgeführt:
Eine Person steht in der Mitte und nennt ein Bedürfnis. Zwei andere Personen stellen sich neben sie und nennen eine Strategie, um dieses Bedürfnis zu erfüllen. Die erste Person wählt die Strategie, die ihr besser gefällt, und diese Person setzt dann das Spiel mit einem neuen Bedürfnis fort.
Dynamik entsteht
Nach anfänglicher Verhaltenheit entwickelte die Gruppe eine fröhliche Dynamik, wie sich in folgender Sequenz zeigte: Eine Frau nannte „Sexualität“ als Bedürfnis. Ihr wurde geboten:
a) Bauchtanz zu machen und
b) mit ihrem Partner zu sprechen, wie sie es gerne hätte. Gewählt wurde b.
Nachhaltigkeit nach nur zwei Wochen!
Die größte Überraschung erfuhr ich durch ein nach unserer Rückkehr geschicktes Video, in dem zwei Gruppen die Übung 1 durchführten. Das GFK Seminar hat also eine gewisse Nachhaltigkeit erfahren. Solch eine Rückmeldung hatte ich in Deutschland bisher nicht….