GFK und Nächstenliebe
Orientierung im christlichen Glauben
In diesen Ostertagen erinnere ich mich gerne an die Tatsache, dass es eine evangelische Gemeinde in München war, die Marshall Rosenberg als erste vor 30 Jahren nach Deutschland eingeladen hat. Und 1992 war er Gast auf dem Evangelischen Kirchentag in München. Wie hellsichtig war das!
Die jesuanische Botschaft von der Nächstenliebe und gar der Feindesliebe steht ja für den „Normalchristen“ ziemlich sperrig im Raum. Zwischen Ideal und Wirklichkeit klafft eine unüberwindliche Lücke, die die Christen – sofern sie sich diesem Thema überhaupt stellen – traditionell mit allerlei Verkrümmungen und Hilfskonstruktionen zu überspielen versuchen.
Wie befreiend war es da für mich, durch die Gewaltfreie Kommunikation eine Orientierung zu erhalten für den Weg hin zu dem Ideal. Diese Brücke zwischen konfliktreicher Realität und jesuanischer „Zumutung“ fasziniert mich, weil sie hilft, sich dem Ideal mit den vorhandenen Ressourcen (Gefühle, Bedürfnisse, Empathie) anzunähern. Insofern bedauere ich es, dass auch nach 30 Jahren die Gewaltfreie Kommunikation in Deutschland von den Kirchen noch nicht mehr wahrgenommen und als unterstützende und inspirierende Kraft eingebunden wird. Immerhin gibt mir der Austausch in zwei GFK – Gruppen in meiner Gemeinde ein Gefühl von Authentizität und Geschwisterlichkeit in meinem Gemeindeengagement.
Karin Kümmerlein, Essen